Interview Walter A. Braun
Walter A. Braun ist Inhaber des deutschen Unternehmens Münzen-Medaillen-Frankfurt (MMF) in Frankfurt am Main. Er ist Mitinitiator von Coininvestdirect.com (CID) einer der größten Edelmetallhändler in Europa mit Sitz in London. MMF ist ein wichtiger Kooperations- und Ansprechpartner für CID.
Im Bereich des Edelmetallhandels und der Numismatik ist Walter A. Braun ein „alter Hase“ mit einer außergewöhnlichen Fachkenntnis den Markt und Edelmetalle betreffend. Er hat ein umfangreiches Netzwerk von Kunden und Lieferanten und spricht somit viel mit Insidern aus Banken und anderen anverwandten Bereichen. Es ist dadurch auch sehr interessant zu erfahren, wie er die Vorgänge in der Welt und die Zukunft einschätzt. Die Antworten von Walter A. Braun zu diesen besonderen Bereichen lesen Sie in der erweiterten Version dieses Interviews. Diese erhalten Sie direkt kostenlos, wenn Sie sich völlig unverbindlich an meinem nebenstehenden Newsletter anmelden.
Das Interview wurde am 24.4.2012 durchgeführt.
Herr Braun, wie sind Sie zum Edelmetallhandel gekommen ?
Ich habe in Frankfurt in Deutschlands ältester Münzhandlung während meines Studiums der Betriebswirtschaft angefangen zu arbeiten. Ich kannte den Sohn des Inhabers und wurde gefragt, ob ich nicht als Aushilfe dort einsteigen wollte. Mein Entree in diese Branche war somit eher zufällig. Ich habe mit der traditionellen Numismatik angefangen - von alten keltischen Regenbogenschüsselchen über römische Dinare oder griechische Drachmen bis hin zu modernen Fünfmarkstücken aus dem Kaiserreich, da diese Firma aufgrund ihrer Tradition alle Bereiche der Numismatik abdeckte. Ich habe mich aus interner Überzeugung vor sieben Jahren dazu entschieden, diese Firma zu verlassen. Ich hatte eine Position erreicht, die keine weiteren Schritte nach oben mehr zugelassen hatte, so dass mir die persönliche Perspektive für die Zukunft gefehlt hat.
Ich habe dann mein Schicksal in die Hand genommen und mich selbstständig gemacht. Ursprünglich wollte ich bei der Numismatik bleiben, doch sehr bald (im Laufe des Jahres 2006) stellte sich heraus, dass eher der Edelmetallhandel mein unternehmerischer Schwerpunkt sein soll. Zum Einen hat man als Newcomer in der Numismatik gegen eine alte traditionsreiche Firma nur wenig Chancen und zum Zweiten begann die aktuelle Wirtschaftskrise, die eine verstärkte Nachfrage nach Edelmetallen erwarten lies. Im Münz- wie im Edelmetallhandel ist Zuverlässigkeit und Reputation das A und O, somit war es immer eine meiner höchsten Maxime darauf zu achten, dass mein guter Ruf, den ich mir über Jahre in meiner Angestelltentätigkeit erworben hatte, Grundlage meines Erfolges bleiben soll.
Als Mitinitiator von CID habe ich grossen Wert darauf gelegt, dass diese so wichtigen Eigenschaften auch in dem sehr internationalen Geschäft beherzigt werden. Aufgrund der weltwirtschaftlichen Entwicklung war mir sehr schnell klar, dass der Edelmetallhandel mittelfristig die Zukunft darstellt. Internet und Gold würden die nächsten 15 Jahre von 2005/2006 aus betrachtet die Zukunft sein und somit haben wir CID aufgebaut. Die Firma Münzen-Medaillen-Frankfurt hat noch Schwesterfirmen wie die Frankfurter Münzhandlung, die Beteiligung an der Auktionsplattform und die Transportfirma SW-Transports. Letztere gewährleistet, dass selbst eine Insolvenz von Wertlogistikunternehmen, wie im Jahre 2006 die der Fa. Heros, keine Auslieferungsprobleme verursachen. In Krisenzeiten ist Unabhängigkeit sehr wichtig, deswegen habe ich im letzen Jahr eine Transportfirma gegründet, von der ich weiss, dass sie preiswert und leistungsstark ist. Somit kann ich einen Großteil meines Tagesversandvolumens sicher, zuverlässig und unabhängig organisieren. Durch diese Firmengruppe bin ich, auch wenn die Einzelfirmen relativ klein sind, sehr frei und unabhängig aufgestellt.
Die breite Aufstellung seitens meiner Zulieferer und Abnehmer gewährleistet meine Flexibilität und Unabhängigkeit, nur so kann man in dem sehr engen Markt des Edelmetallhandels zuverlässig und seriös bestehen. Für mich war es immer wichtig, dass ich im Rahmen meiner Selbständigkeit jederzeit in der Lage bin Entscheidungen frei und eigenständig treffen zu können. Zur Zeit könnte ich mir keinen besseren Job vorstellen, zumal ich auch tolle und verlässliche Leute habe, die in meinen Formen arbeiten. So kann ich mir erlauben nicht täglich an meinem Schreibtisch zu sitzen - meinen Job kann ich von überall auf der Welt ausüben. Das würde nicht gehen, wenn ich nicht solche zuverlässigen und ambitionierten Mitarbeiter hätte. Hierfür bin ich mehr als dankbar!
Können Sie die primären Quellen und den grundsätzlichen Beschaffungsvorgang erläutern ?
Ich erhalte meine Ware sowohl vom Primär- als auch vom Sekundärmarkt, sowie vom Sammler. Bevorzugt kaufen wir natürlich vom Primärmarkt, d.h. vom Hersteller direkt. Das sind beispielsweise die Royal Canadian Mint, Rand Refinery in Südafrika, Perth Mint in Australien, Banco de Mexico und natürlich die Philharmoniker von der österreichischen Münze. Bei diesen Lieferanten sind die Aufschläge, die wir zu bezahlen haben zwar nicht unbedingt immer am geringsten, aber am transparentesten. Diese sind dort festgeschrieben und wir wissen genau, zu welchem Aufgeld wir die Ware kaufen. Das festgeschriebene Aufgeld und der Kauf zum "Fixing" machen die Kalkulation der Kauf- und Verkaufspreise sehr einfach.
Wir kaufen aber gerade zu ruhigen Zeiten wie noch vor wenigen Wochen, auch gerne andersweitig ein, da man bei diesen primären Anbietern immer eine Mindest-Order abgeben muss. Ich kann nicht einfach sagen, ich bestelle jetzt einmal 2.000 Silber-Philharmoniker. Dann sagt die Münze Österreich: „Schön, die kannst Du dann im Einzelhandel kaufen, bei uns musst Du mindestens 25.000 abnehmen.“ In kaufkräftigen Zeiten ist das kein Problem, da verkaufen wir die 25.000 Silberunzen auch an einem Tag oder in wenigen Stunden und müssen sogar noch weitere hinzukaufen. In der nachfrageschwachen Zeit ist es aber sehr schwer, diese Anzahl an einem Tag durchzuwandern. Deswegen kaufen wir in solchen Zeiten gerne im Sekundärmarkt ein, gerade auch was die Goldware betrifft und dann bevorzugt alte Jahrgänge. In solchen Zeiten sind seriöse kleine Zwischenhändler mit zwei bis drei Mitarbeitern eine gute Quelle, da sie um überhaupt Geschäft zu haben, Gold mit 1-2 % Aufschlag verkaufen. Man hat dadurch einen schnellen Cashflow und kann flexibel und prompt auf kleinere Nachfragen reagieren.
Genau das ist bei uns ebenfalls essentiell, Kunden werden nicht hingehalten oder vertröstet - wir verkaufen, was wir haben, nicht etwa Ware, die vielleicht bald verfügbar sein wird. Bei dem Edelmetallkauf in einer Bank kann man in der Regel die Ware weder gleich bezahlen, noch gleich mitnehmen. Das wollen wir bei uns nicht, wenn jemand heute bezahlt, dann geht auch heute die Ware heraus. Deswegen hat CID in London acht Mitarbeiter sitzen, die dafür Sorge tragen, dass alles was bezahlt ist, schnellstmöglich auch ausgeliefert wird. Das heisst für den Kunden normalerweise, dass er nach Bestätigung der Zahlung in Deutschland die Ware am nächsten Werktag erhält, in Europa in zwei bis drei Werktagen - bei MMF und seinen Schwesterfirmen wird das natürlich genauso gehandhabt.
Wir kaufen auch von privat an, natürlich muss man bei den Ankaufspreisen immer sehen, dass diese auch von der Menge abhängen. Für größere Mengen am Stück zahlen wir dann auch durchaus etwas mehr - vorausgesetzt wir benötigen diese Ware gerade. Bei Ankauf sind wir ebenfalls auf eine sehr zügige Abwicklung eingestellt. Nach Eingang der Ware wird diese geprüft und nach spätestens zwei Werktagen geht dann die Zahlungsanweisung heraus oder die Ware wird wieder zurück geschickt, sollte der Kunde dies bevorzugen. Auch beim Ankauf versuchen wir, die schnellsten und besten zu sein. Wir kaufen übrigens fast alles an, auch Granulat, Schmuck oder Zahngold.
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