Interview Walter A. Braun
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Wie sehen Sie aus Sicht von Praktikabilität, Wiederverkaufswert, Bekanntheit etc. ?
- Gold vs. Silber
- Münzen vs. Barren / Größe
- Aktuelle Münzen wie Krügerrand vs. historische Münzen wie Deutsche Goldmark
- Krügerrand vs. Maple Leaf vs. Philharmoniker, etc.
Ich würde gerne das Gold herausheben und Silber, Platin sowie Palladium gegenüberstellen. Wenn man diese Metalle einmal mit Papieranlagen vergleicht, dann ist Gold wie eine DAX- oder Dow-Jones-Aktie, ein Blue-Chip. Wenn man in den neunziger Jahren eine BMW-Aktie gekauft hatte, wusste man, dass man eigentlich nichts verliert. Auf einer Sicht von zwei, drei oder sieben Jahren riskierte man hier nichts. Der Bedarf war da, die Produkte waren sehr gut und beliebt, usw. .
Silber ist dann eher schon wie ein Optionsschein auf einen M-DAX Wert und Platin oder Palladium entsprechen einem Optionsschein auf den neuen Markt. Wir reden da letztendlich über Optionen, das heisst bei Silber, Platin oder Palladium haben Sie einfach das Risiko - natürlich hat man nie das Risiko eines Totalverlustes bei Edelmetallen, wie bei einem Optionsschein, ich will nur das höhere Verlustrisiko verdeutlichen. Der Grund hierfür ist, dass Silber zwar ein Edelmetall ist, wie Platin und Palladium auch, aber doch auch in der Industrie nachgefragt wird. Gold wird dort in geringerem Maße zwar auch nachgefragt, aber Gold ist einfach aus der Geschichte heraus das sichere Edelmetall. Wenn es eine Absicherung einer Währung durch ein Edelmetall gab, war diese nicht mit Silber, Platin oder Palladium, sondern immer mit Gold abgesichert. Deswegen würde ich sagen, dass Gold die Aktie ist und alle anderen Edelmetalle mehr oder weniger riskante Optionsscheine darstellen. Bei letzteren können Sie durchaus auch einmal 90% verlieren, was bei Gold bei dem aktuellen Niveau praktisch ausgeschlossen ist.
Wenn wir natürlich in Zukunft € 2.500 - € 3.000 für die Unze Gold erreichen sollten, können wir auch wieder herunter auf € 600 zum Beispiel kommen. Bei Silber könnten wir demnächst € 60 für die Unze erreichen, dann aber auch wieder auf € 6 herunterfallen, d.h. auf 10% absacken. Da ich seit 1989 im Edelmetallhandel tätig bin, weiss ich, dass die Tatsache immer Bestand hatte und auch weiter haben wird, dass Gold der sichere Hafen ist. Die anderen Edelmetalle laufen immer so ein wenig parallel, machen aber Ausschläge nach oben und insbesondere nach unten noch viel extremer mit. Platin und Palladium ist natürlich noch mehr Industriemetall als Silber, von daher kann es schon sein, dass Silber zusammen mit dem Gold steigt, während die anderen beiden drastisch fallen. Diesen Gegenlauf gibt es immer, da die industrielle Nachfrage doch eine erhebliche Rolle spielt, Stichwort: Katalysatormetall, etc.. Grundsätzlich sind sie vergleichbar mit Optionsscheinen, hohe Chancen aber auch hohes Risiko.
Zum Thema Barren versus Münzen, bzw. Münzensorten kann ich sagen, nach meiner Erfahrung im Edelmetallhandel in den neunziger Jahren wurde für den Krügerrand immer im Ankauf mindestens 1% weniger bezahlt als für den Philharmoniker oder den Maple Leaf. Das liegt daran, dass der Krügerrand legiertes Gold hat und bei der Einschmelzung, die man in den neunziger Jahren mit Macht betrieben hatte, von den Schmelzanstalten 1% Scheidekosten erhoben wurden. Deswegen rate ich den Kunden immer dazu: „wenn ihr in Gold investiert, kauft Feingold.“ Dann ist es egal, was für ein Feingold, es muss nur Feingold sein, das eine LBMA-Zulassung hat. Es sollte eine bekannte Münze sein. Kaufen Sie also kein ausländisches Gold, in Barren- oder Münzform, sondern kaufen Sie Barren mit LBMA-Zulassung oder Ihnen bekannte Münzen, die wirklich auch den festgeschriebenen Feingoldgehalt haben.
Da können Sie ganz gut den Krügerrand dem Maple Leaf gegenüberstellen. Der Krügerrand hat 917er, also englisches Gold, der Maple Leaf hat Feingold. Wenn Sie also ihr Gold in ruhigen Zeiten verkaufen wollen, bekommen Sie für eine Unze Feingold dort dann beispielsweise € 1000, während Sie für den Krügerrand 1-2% weniger erhalten werden, da dieser dann eingeschmolzen wird. Wenn die Nachfrage geringer ist als der Rücklauf, schmilzt man diesen Überhang weg und so kommt dieser Abschlag zustande. So war es in den neunziger Jahren und - da bin ich mir sehr sicher - so wird es auch wieder kommen. Ich weiss nicht, ob das 2018, 2020 oder 2030 der Fall sein wird, normalerweise haben wir einen Dreissigjahres-Rhythmus: zehn Jahre hoch, ein paar Jahre runter, zehn Jahre flach und die restlichen fünf bis sechs Jahre unbestimmt. Deshalb rate ich den Kunden, wenn Sie möglichst viel Gold für ihr Geld bekommen möchten, nehmen Sie Barren zu einem Kilogramm oder bei größeren Summen auch zu 12,5 kg Barren aus dem LBMA-System.
Wenn der Kunde das Gold im Notfall auch gegen Nahrungsmittel eintauschen können möchte, dann sollte er natürlich in Größenordnungen kaufen, die sich auch zu diesem Zweck eignen. Wenn Sie in Krisenzeiten mit einem Kilobarren Gold zum Metzger kommen, erhalten Sie wahrscheinlich den Schlüssel zur Metzgerei und müssen selbst schlachten. Hier sind einfach Münzen das bessere Mittel, weil sie kleiner und bekannt sind. Vreneli kennt jeder, der mit Gold einmal zu tun hatte, Maple Leaf und Philharmoniker (als ganze, halbe, viertel oder auch zehntel Unze) kennt auch jeder in Europa. Vrenelis sind keine Feingoldmünzen, aber traditionelle Münzen sind grundsätzlich nicht aus Feingold. Wenn es denn Barren sein sollen, dann bitte immer in LBMA Good-Delivery Barren investieren. Diese sind das non-plus-ultra.
Traditionelle Münzen wie das Vreneli werden heute ja nicht mehr geprägt. Im Gegensatz dazu gibt es die aktuellen Münzen, die nach wie vor geprägt werden. Die bekanntesten traditionellen Münzen sind die 20 Franken Vreneli oder die 20 Mark Preussen. Aber auch bei diesen Münzen werden in Nicht-Krisenzeiten 1-2% Schmelzgebühren bei Wiederverkauf abgezogen. Wenn es also nur um die maximale Goldmenge fürs Geld geht, wäre es dann sinnvoller eine Viertelunze Maple Leaf für das Geld zu kaufen oder eben einen entsprechenden kleinen Barren Gold.
Barren sind häufig eindeutig nummeriert, aber nicht grundsätzlich. Es gab auch Phasen in den neunziger Jahren, in denen keine Nummerierung erfolgte. Heute werden die Barren wieder nummeriert, da viele Käufer nach Zertifikaten fragen und diese eine Nummerierung erforderlich machen. Die Nachfrage nach Barren mit Zertifikat ist deutlich gestiegen in den letzen Monaten, was für mich darauf hinweist, das mehr unerfahrene Käufer am Markt sind. Zertifikate sollen dem Kunden eine größere Sicherheit die Echtheit betreffend geben, was ich aber nicht teile, da Papier "sehr geduldig ist".
Es gäbe weiterhin dem Staat die Möglichkeit, den Verlauf des Barrens nachzuvollziehen, was ich aber auch nicht teilen kann. Wir haben nicht die Verpflichtung, die Barrennummer auf der Rechnung aufzuführen, so dass ich einen wahren Vorteil der Barrennummerierung nicht finden kann. Ein Hersteller meinte einmal, dass die Nummerierung zur Erhöhung der Fälschungssicherheit durchgeführt würde. Wenn jemand tatsächlich den Aufwand betreibt, einen Barren mit Wolframfüllung zu fälschen und mit einem Heraeus-Stempel zu versehen, dann stellt es auch keine große Hürde dar, eine sechsstellige Nummer dort zu platzieren. Das ist ein Stanzvorgang. Für mich spielt es deshalb keine Rolle, ob ein Barren nun nummeriert ist oder nicht. Ich habe auch ein große Anzahl nicht nummerierter Barren in meinem Bestand.
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